Hochtour Tourenbericht

Piz Palü Überschreitung (Tourenbericht)

Höhenmeter: ca. 1300
Distanz: ca. 15km
Start: Berghaus Diavolezza
Datum: September 2021
Schwierigkeit: WS+ / II

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Piz Palü Überschreitung (Tourenbericht)

Die Piz Palü Überschreitung ist ein alpiner Klassiker in der Berninagruppe mit vielen Eis- und Felspassagen. Der Piz Palü ist ein ca. 3900m hoher Berg mit drei Gipfeln. Der Ostgipfel wird vom Berghaus Diavolezza oft als selbstständiges Tourenziel bestiegen. Die Überschreitung kann von der Diavolezza von Ost nach West gemacht werden, und von der Chamanna Boval von West nach Ost.

Das Ziel der hier beschriebenen Tour war die Überschreitung von Ost nach West mit Start beim Berghaus Diavolezza (auf ca. 3000m) und endend bei der Chamanna Boval.

Berghaus Diavolezza

Das Berghaus Diavolezza ist keinesfalls eine alpine Schutzhütte, sondern eher ein Hotel auf 3000m. Man erreicht es vom Tal entweder zu Fuß oder mit der Seilbahn, die Teil des Berghauses ist. Besonders hervorzuheben ist die große Auswahl an Frühstücksoptionen, die man am Vortag einfach “ankreuzelt”. Um 04:00 steht das angekreuzte dann fertig auf dem Tisch. Eine willkommene Abwechslung in den sonst oft rustikalen Berghütten.

Am Vortag “joggte” ich noch auf den 3207m hohen Munt Pers, ein schöner Aussichtsberg unweit von der Diavolezza, den ich in ca. 25 Minuten erreichte.

Unterwegs mit einem prominenten Bergführer

Für diese Tour entschied ich mich, einen Bergführer bei der Bergsportschule Pontresina anzuheuern. Diesen lernte ich am Vorabend kennen und er kam mir bekannt vor, aber ich wusste nicht woher. Später stellte sich heraus: Ich “kannte” ihn aus verschiedenen Dokumentationen über Alpinismus des Schweizer Rundfunks: Maurizio Folini. Er ist einer der besten Helikopterpiloten der Welt und fliegt seit vielen Jahren extreme Rettungseinsätze am Mount Everest, wo er in der Everestsaison arbeitet.

Tour

Um etwa 05:00 Uhr brachen machten wir uns auf den Weg zum Piz Palü. Eigentlich gar nicht so früh für eine Hochtour. Erst wanderten wir im Schein unserer Stirnlampen steil bergab zum Cambrenagletscher. Da angekommen seilten wir uns an und legten die Steigeisen an. Äußerst zügig passierten wir den Gletscher. Im oberen Teil gibt es viele teils riesige Spalten. Langsam erwachte der Tag im Morgengrauen ein und es herrschte eine tolle Stimmung.

Schließlich kamen wir, als es hell war, am Sattel auf ca. 3700m an und machten eine kurze Pause. Nach diesem Sprint hatten wir uns diese auch verdient. Laut Maurizio waren wir “sehr schnell, fast zu schnell”. Meine Lunge war derselben Meinung, doch Schwäche zeigen ist keine Option. Nun galt es nur noch, den schmalen Firngrat bis zum Ostgipfel zu überwinden, und schon war ein Etappenziel erreicht.

Der Verbindungsgrat zwischen dem Ost- und Hauptgipfel ist ein schmaler Firngrat und hier muss man obacht geben. Vom Ost- zum Hauptgipfel sind es nur etwa 10 Minuten.

Nun beginnt der Abstieg zum Westgipfel. Hier wird es immer felsiger . Nach etwas Kraxelei auf dem leichten, aber ausgesetzten Grat, erreicht man den Westgipfel, der einen alten Pickel als “Gipfelkreuz” hat. Es folgt der Abstieg zur Fuorcla Bellavista, bevor es weiter bergab zum Fortezzagrat geht.

Der Fortezzagrat ist für einen guten Kletterer wahrscheinlich nicht schwierig, für mich war es aber - grade im Abstieg - schon eine Herausforderung. Die Kletterschwierigkeit ist ca. III. Wir haben 2-3x abgeseilt. Zudem befindet man sich durchgehend im Absturzgelände. Ich denke, der Fortezzagrat ist im Aufstieg angenehmer.

Im Fortezzagrat.

Nachdem der Fortezzagrat überwunden war, querten wir noch den Morteratschgletscher und wanderten zur Bovalhütte. Um etwa 15:00 kamen wir bei der Hütte an und ehrlich gesagt war ich körperlich ziemlich fertig und legte mich erst mal aufs Ohr. Die Bovalhütte ist übrigens etwa das Gegenteil vom Berghaus Diavolezza - eine alte, urige alpine Schutzhütte - aber auch das hat seinen Charm und gehört einfach dazu.

Meine Gedanken zu dieser Tour

Für mich war diese Tour eine der schönsten Touren überhaupt, und gleichzeitig meine erste Hochtour in der Schweiz- hier ist alles eine Nummer größer: Riesige Gletscher, vereiste Felsriesen, schmale Firngrate wie aus dem Bilderbuch. So eine schöne Tour bei perfekten Verhältnissen zu erleben ist wirklich eine einmalige Erfahrung.